Physische Diversifikation

Bevor Sie nun diesen Beitrag lesen, sollten Sie einiges über mich als Verfasser wissen, um das alles besser nachvollziehen zu können.

Beruflich komme ich als gelernter Finanzfachwirt aus dem Tätigkeitsbereich Finanzwesen, in welchem ich über 30 Jahre aktiv tätig war und in gewissem Sinne auch immer noch tätig bin. Ich lebe aber mittlerweile seit vielen Jahren mit meiner Familie in Atlantik-Kanada und ich habe meinem Leben aus verschiedenen Gesichtspunkten heraus ganz bewußt eine deutlich andere Richtung gegeben. Wenn Sie daran interessiert sind, können Sie darüber einiges nachlesen, was ich im „Sandwirt“ veröffentlicht habe, dann wird auch vieles für Sie verständlicher, was Sie in diesem Beitrag nachfolgend lesen.

Wenn Sie nun an Kapitalanlagen oder Investments denken oder eine der zahlreichen Finanz- und Anleger-Magazine lesen, dann kommen Ihnen sehr wahrscheinlich zumindest einige der üblichen Begriffe wie Rendite oder neudeutsch „Performance” sowie Ertrag, Vermögenszuwachs, vielleicht auch der Begriff Sicherheit in den Sinn. Vielleicht ist es das oder ähnliches, was denjenigen antreibt, der einen Teil seines Vermögens oder seiner Ersparnisse mittel- bis langfristig investieren möchte. Dazu stehen dem modernen Menschen eine unüberschaubare Menge an mehr oder weniger kreativen Produkten der Finanzindustrie zur Verfügung, die selbst „Experten“ in ihrer Masse kaum noch vollständig überblicken und verstehen können. Jedenfalls nicht dann, wenn diese ehrlich zu sich selber und zu Ihnen als Anleger und Kunden sind.

Alle erdenklichen Arten und Formen von Aktien und Rentenpapieren, Policen, Beteiligungen, Immobilien, Fonds und für alle ganz modernen Zeitgenossen selbstverständlich auch Krypto-„Währungen“ mit der neuesten Blockchain-Technologie etc. stehen Ihnen als Anleger da zur Verfügung. Und sie alle verkünden und verkaufen Ihnen entweder eine gewisse „Sicherheit“ oder einen wie auch immer prognostizierten Kaufkraftzuwachs, gelegentlich auch Flexibilität. Soweit, so gut. 

Haben Sie sich aber einmal vor Beginn Ihrer geplanten Investition gefragt, warum Sie diese tätigen wollen? Und was Sie damit später einmal anfangen bzw. erwerben wollen? Haben Sie sich einmal gefragt, wofür Sie möglicherweise in einer sich immer schneller und krasser wandelnden Welt Ihre Vermögenswerte später einmal wirklich einsetzen müssen? Ist Ihnen bewußt, daß ein großer Teil Ihrer Kosten im Alter direkte oder indirekte Energiekosten wie z.B. Heizen und Kochen, Fahrten zu sozialen Kontakten, Transporte zum Arzt oder Krankenhaus etc. sein werden? Ist Ihnen bewußt, daß ein nicht unerheblicher Teil Ihrer lebenslang zu bezahlenden Kosten meistens für die gleichen Basisbedürfnisse wie Essen, Trinken, Wohnen, Heizen, Mobilität zu leisten sind? Sie und ich kennen heute bereits die wichtigsten Teilbereiche, wofür wir alle morgen und übermorgen einen Teil unserer ersparten Arbeits- und Kaufkraft einsetzen müssen.

Meine Frage an Sie lautet: Warum denn dann unsere meist hart erarbeiteten Ersparnisse an fremde Institutionen und Produktverkäufer abgeben, wenn wir das heute bereits weitestgehend selbst erkennen und wahrscheinlich sehr gut selber regeln können?

Ich gebe Ihnen mal ein Beispiel aus meiner gelebten Praxis hier in Kanada: Kurz vor der „Corinna-Erkältungszeit” hatte ich einen gewissen Betrag zur Verfügung, für den ich damals keine besondere Verwendung hatte. Die klassische Situation, wo man sich fragt: Wie und wo investiere ich den Betrag nun erst einmal? 

Die oben im Text aufgeführten oder ähnliche Produkte kamen für mich nicht in Frage. „Rendite“ etc. war für mich vorrangig erst mal nicht wichtig. Mir ging es um etwas anderes: Denken Sie einmal darüber nach, in welch einer wirtschaftlichen Lage wir derzeit weltweit sind. Würden Sie das alles noch als „normal“ bezeichnen oder befinden wir uns möglicherweise in einer sogenannten Wirtschaftskrise? Also in einem Umverteilungs-Szenario, wie schon so oft in der Vergangenheit? 

Wie Sie ja wissen, ist die physische Form eines Investments oder einer Kapital Anlage die Voraussetzung, ihre Vermögenswerte schadlos durch eine Wirtschaftskrise zu bekommen. Also alles, was Sie real messen, anfassen oder wiegen können. Etwas, wonach auch Ihr Umfeld, also die Menschen in Ihrer Nachbarschaft, immer eine Nachfrage haben werden. Das sind dann keine komplizierten und synthetischen Finanzvertriebsprodukte, sondern ganz bodenständige, einfache und fast langweilige Dinge der täglichen Bedarfsdeckung aller Grundbedürfnisse eines Menschen. 

Wer hat in einer solchen Situation Bedarf an Bitcoin & Co.? Insbesondere, wenn möglicherweise die elektronischen Handels- und Abwicklungsplattformen nicht mehr zur Verfügung stehen, wenn Sie diese gerade benötigen.

Also entschied ich mich damals dazu, meinen Bekannten, einen Baustoffhändler, anzurufen und bei ihm eine Truck-Ladung „Deck Screws“, also wetterfeste Schrauben für den Außen- und Baubereich zu erwerben! 

Mein Bekannter ist ein kluger Mann und erfolgreicher Unternehmer, er verstand gleich, was mich antrieb. Es werden wohl etliche hunderttausende Schrauben gewesen sein, ich weiß es nicht und ich habe sie nie gezählt. Schrauben in allen gängigen Größen und Längen. Ich hatte ja Lagerraum genug, um diese einzulagern, und ich wußte damals bereits, daß ich die Schrauben selber zukünftig immer wiederkehrend für unseren Eigenbedarf benötigen würde und daß die Preise für diese Schrauben kaum auf dem damaligen Niveau bleiben würden.

Dann aber kam die ganz besondere „Corinna-Zeit”, die Sie ja ebenfalls durchstehen durften, egal, wo Sie da gerade gelebt haben. Auch hier in der kanadischen Provinz war plötzlich einiges anders als zuvor, wenngleich sicher deutlich entspannter und nicht so krass wie bei Ihnen im „DACH-Raum”. Aber auch hier waren plötzlich die Lieferketten brüchig und zeitweise sogar für verschiedene Produkte ganz unterbrochen. Der Grund lag nicht darin, daß hier in Kanada Produkte des täglichen Bedarfes nicht mehr produziert wurden, sondern an einem entscheidenden politischen Signal von gewisser Tragweite: Jeder Angestellte, der angab, daß er Bedenken hat, sich mit dem so genannten Virus zu infizieren, bekam vom kanadischen Steuerzahler einen ordentlichen monatlichen Betrag gezahlt, wenn er zu Hause blieb, um „sicher“ zu sein. — Das hat natürlich und vor allem die Transport- und Logistik-Ketten getroffen, weil ein Großteil der Angestellten in dieser Branche bei dem unerwarteten Geldsegen lieber zu Hause blieb und gelegentlich einem Nachbarn half, um die staatlichen Zuwendungen zu ergänzen, als den gesamten Tag im Lkw zu sitzen und irgendwelche Produkte von A nach B zu transportieren. – Also wieder mal staatliche Anreize, die selten etwas taugen, wie die Geschichte und die aktuellen Ereignisse ja hinlänglich und eindrucksvoll belegen. 

In meinem Beispiel geschah folgendes. Mein Bekannter, der Baustoffhändler, bekam plötzlich keine „Deck Screws“ mehr geliefert. Die Kundennachfrage war aber höher als zuvor, weil ja viele Nachbarn die unerwartete Freizeit nutzen wollten, um erforderliche Arbeiten an Haus und Hof durchzuführen. Baumaterial Nummer eins in Kanada ist Holz. Aber um die Garage, das Dach oder die Terrasse zu renovieren brauche ich auch was? Richtig! Schrauben. Also hin zum Baustoffhandel …

Der wiederum musste seine Kunden erst einmal vertrösten, denn er bekam ja selber keine Schrauben mehr geliefert. Aber er erinnerte sich an meine Großbestellung zwei Jahre zuvor und ich bekam einen Anruf. Der Rückkaufpreis, den er mir anbot für die bei mir lagernde physische Ware wäre eine sehr gute Rendite innerhalb einer kurzer Zeitspanne gewesen, wenn ich sein Angebot angenommen hätte. Es bedurfte dafür kein spezielles Finanzprodukt. Verstehen Sie worauf ich hinaus will?

Warum nicht in nachhaltige Sachwerte und Technik und Infrastruktur des eigenen Landes investieren? Warum keine lange lagerfähigen physischen Dinge erwerben, von denen ich heute bereits weiß, daß es dafür auch morgen wieder in meiner unmittelbaren lokalen Umgebung eine solide Nachfrage gibt? Sicher, Sie benötigen den entsprechenden Lagerraum. Aber es gibt auch Dinge die sehr wenig Platz benötigen. Denken Sie an alte Saatgutsorten. Das war und ist auch hier immer wieder Mangelware. Ist ihnen klar, welche Kaufkraft und welchen Bezahlwert alte Saatgutsorten zukünftig haben werden? Und sie sind problemlos schnell und leicht zu transportieren oder zu versenden.

Warum nicht 1000 Einweckgläser mit den dazu gehörigen Gummidichtungen aus Restbeständen erwerben (falls Sie diese überhaupt noch bekommen können) und im Keller einlagern und diese erst einmal vergessen? 

Es gibt einen Markt, der sich jenseits des Marktes für synthetische Finanzprodukte bewegt, und dieser Markt ist das reale Leben. Der Markt des täglichen unmittelbaren Bedarfes der schon Jahrtausende alt ist und den es auch dann noch geben wird, wenn es die meisten der künstlichen Anlageprodukte der Hochglanz-Finanzindustrie nicht mehr geben wird.

Warum nicht dort investieren und alle Fäden eigenverantwortlich in der eigenen Hand behalten? Warum keinen eigenen Garten, Wege und Infrastruktur? Warum kein eigenes Sägewerk oder eine Werkstatt, wenn Sie Platz und Möglichkeiten dazu haben? Warum sollten Sie sich selber nicht dazu in die Lage versetzen, zukünftig einfache Produkte oder Leistungen anbieten zu können, die Ihre Mitmenschen ganz sicher nachfragen werden, weil sie der Befriedigung ihrer Grundbedürfnisse entsprechen?

Ja, damit kennen Sie sich vielleicht nicht aus, mag sein. Aber wer oder was hindert Sie daran, sich das erforderliche Wissen und die Kenntnisse und Fähigkeiten anzueignen? Ihre eigene Bequemlichkeit? Der Mythos der Sachzwänge? „Ich würde ja auch, wenn nicht …”

Daß dies alles möglich und nicht utopisch ist, können Sie bei einigen anderen Menschen sehen, die solche Wege beschreiten. Sie haben alle eines gemeinsam: Sie haben ganz bewußt ihre Komfortzone verlassen und sich in neue Bereiche eingearbeitet, die ihnen nach einiger Zeit ein alternatives Einkommen und einen anderen Lebensweg ermöglicht haben.

Was wäre verkehrt an einem Investment in physische Sachwerte, eine sinnvolle Ergänzung zu selbst gelagerten physischen Edelmetallen, einer Bargeldreserve für einige Monate, ein Investment in gute Infrastruktur und in technische Ausstattung, in eine sinnvolle und zukunftsorientierte permanente Weiterbildung meiner praktisch anwendbaren Kenntnisse und Fähigkeiten? Was wäre verkehrt daran, auch Ihre Kinder oder Enkel an all diese Bereiche heranzuführen und sie bei diesem Lernprozess zu begleiten? Wäre das nicht eine sinnvolle Investition? 

Eine Investition in ein kleines, aber zuverlässiges Netzwerk von echten Freunden. Eine Investition in eine gesunde Partnerschaft und stabile familiäre Strukturen, ganz besonders in unsere Kinder. Denken Sie einmal darüber nach.

Denn alle wirklich wertvollen Dinge im Leben haben keinen Preis.

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