Stromspeicher: Weltrekord in Basel

Seit über 25 Jahren werden ganze Landstriche mit Windmühlen verspargelt, von denen bisher keine einzige Strom verbrauchsgerecht liefern kann, und nun endlich ist aufgefallen, dass man doch so etwas wie Speicher wirklich braucht. Nun jagt ein Weltrekord den anderen. Vor kurzem hatte ich im Sandwirt geschrieben, dass in China die „größte Druckluftspeicheranlage der Welt“ in Betrieb gegangen ist. Und nun greifen auch die Schweizer nach einem Weltrekord: „Warum in Basel die größte Batterie der Welt entsteht“, berichtete jetzt die Wirtschaftswoche.

Der Stromspeicher entsteht auf einem durchaus historisch bedeutsamen Platz, denn hier bei Basel steht ein Umspannwerk, in dem seit 1958 die Stromnetze der Schweiz, Deutschlands und Frankreichs aufeinander treffen. Dieses Schaltwerk, genannt „Stern von Laufenburg”, war also vor 67 Jahren das erste, das die Stromnetze verschiedener Länder verbunden hat. Hier wurde der Grundstein gelegt für das heutige europäische Verbundnetz, das inzwischen 30 Staaten und 530 Millionen Stromkunden umfasst. 

Nach den Plänen des Schweizer Unternehmens Flexbase soll an diesem historischen Ort erneut Energiegeschichte geschrieben werden, und so gab es vergangene Woche in Laufenburg den Spatenstich für den Bau des bisher größten Batteriespeichers der Welt. Bis 2028 soll hier eine Riesenbatterie mit 1,6 Gigawattstunden (GWh) Kapazität und 800 Megawatt Leistung entstehen, das entspricht auch etwa der Leistung eines großen Kohle- oder Kernkraftwerks. 

Die Speicherkapazität der Schweizer Batterie ist damit mehr als viermal so groß wie die des bisher größten Batteriespeichers der Welt, der in China steht. In Deutschland besteht im Moment der Plan, die Versorgungslücken, die bei den sogenannten „Erneuerbaren“ immer dann entstehen, wenn der Wind nicht weht und die Sonne nicht scheint, durch Gaskraftwerke mit einer Leistung von 20 GW auszugleichen. Aber, diese Gaskraftwerke müssten ja alle erst noch gebaut und auch bezahlt werden, und ob man das notwendige Gas auf dem Weltmarkt bekommt und was das dann kostet, das weiß im Moment niemand. 

Nach Meinung zahlreicher Experten machen die tendenziell immer günstiger werdenden Batterien die geplanten Gaskraftwerke zumindest teilweise überflüssig. Immerhin würde die Strommenge der Basler Batterie reichen, um die nahegelegene Großstadt samt ihrer chemischen Industrie fünf Stunden lang mit Strom zu versorgen, heißt es. 

Nun können Schwankungen bei der Windkraft allerdings deutlich länger dauern, mitunter Wochen, da muss man dann doch im Ausland Strom aus Kohle, Gas, Wasserkraft oder Kernkraft zukaufen. Und für PV-Anlagen, bei denen man die im Sommer geerntete Strommenge für den Winter speichern muss, ist das keine Lösung, hier gibt es im Moment nur die Möglichkeit der Speicherung über Wasserstoff, die aber einen Wirkungsgrad von lediglich 20 Prozent hat.

In Deutschland gibt es im Vergleich dazu bislang eher bescheidene Anlagen. Die beiden bisher größten stationären Batterien Deutschlands in Neurath bei Köln und in Hamm sind mit jeweils 0,084 GWh Kapazität im Vergleich zum Basler Projekt eher winzig. Was es aber Deutschland durchaus gibt: praktische Erfahrungen mit der Speicherung durch Batterien. Die „Smart Region Pellworm“ wurde im September 2013 durch den damaligen Ministerpräsidenten von Schleswig Holstein Thorsten Albig feierlich eröffnet und als Jahrhundertprojekt angekündigt. Allerdings ergab sich schon nach drei Jahren, dass die Kosten für die Speicherung nicht zu beherrschen waren, und die Anlagen wurden dann alle wieder abgebaut, ganz ohne Feierlichkeiten. Statt nun das Areal als Gedenkstätte für die gescheiterte deutsche Energiewende zu gestalten wurde dort ein Hundespielplatz eingerichtet. 

Zu erwarten ist: Neue Größen-Weltrekorde wie in Basel werden eine kurze Halbwertszeit haben. Denn das Rennen um immer größere Redox-Flow-Batterien ist dynamisch, in China sind bereits die ersten Giga-Batterien mit einer Kapazität von bis zu 35 GWh im Genehmigungsprozess. 

Die Rekorde sind aber nicht entscheidend, denn im internationalen Wettbewerb zählt nicht die bessere Ideologie, sondern die bessere Ökonomie, und da ist das Scheitern des Projekts auf der Insel Pellworm ein Alarmzeichen. 

Die BRICS-Staaten setzen auf den Ausbau der Stromerzeugung aus Kohle. Viele europäische Länder (und auch die USA) sehen ihre Chancen vor allem in der Kernenergie, Dänemark z.B. hat sich jetzt auch für neue Kernreaktoren entschieden. Und da braucht man dann keine Batterien als Speicher und hat auch so Kostenvorteile. Die Frage ist, wann in Deutschland diese Einsicht reift? 

Beitrag teilen …

Der nächste Gang …

Andreas Tiedtke Blog

Keine Angst vor KI & Co.

Baader-Treffen: Wie entfliehen wir der Politik?

1 Kommentar. Leave new

  • Sehr geehrter Schreiber,

    bei Wasserstoff wird ein Wirkungsgrad von 20% bemängelt. Da muss man wohl zunächst definieren, was Wirkungsgrad hier heißt. Die einzigen uns bekannten und funktionierenden Primärenergiequellen auf diesem Planeten bestehen in Fusionsenergie (Sonne) und einer Supernova (Spaltstoffe wie Uran, Thorium). Der Wirkungsgrad eines Energiesystems mit Speicher ist also so zu definieren: n = Primärenergie/jederzeit verfügbare elektrische Energie.
    AKW: Benötigt eine Supernova, Wirkungsgrad im Sub-ppb-Bereich, aber nutzbar, da vorhanden.
    Fossilen Energiespeichern (Kohle, Gas und Erdöl): Es braucht es viele hundert Millionen Jahre weltweiter Sonneneinstrahlung, um diese zu erzeugen. Wirkungsgrad im Sub-ppb-Bereich, aber nutzbar, da vorhanden.
    Solarzelle/Windmühle mit gekoppelte Batterie: Wirkungsgrad 15%. Nutzbar, aber (noch) teuer, da kleiner, hochsubventionierter Markt und Marktverzerrungen durch Merrit-Order-Prinzip. Alos durch den Menschen unsinnigerweise verhindert.
    Solarzelle/Windmühle an Wasserstoff: Wirkungsgrad 4%. Ebenbürtig den biologischen Systemen und hat damit 1/4 des Wirkungsgrades einer Batterie.
    Insgesamt betrachtet, ist die Batterie die Zukunft. In den nächsten 100 Jahren sind Erdöl, Kohle und Gas zu nutzen, denn sie sind kostengünstig verfügbar. Die Umstellung auf Sonne/Wind und Batterien sind unvermeidbar.
    Alle anderen Lösungen (Druckluftspeicher, Wasserstoff … ) haben zu geringe Wirkungsgrad, um zukunftsfähig zu sein.
    Die Diskussion darüber und die immer wieder auf einer anderen Basis fussenden „Wirkungsgrade“ soll uns offensichtlich nur verwirren.
    Stattdessen braucht es einen Umstellungsplan, der auch den Thorium (Dual-Fluidik)-Reaktor umfasst. Nukleare und fossile Energie weiter nutzen!

    Antworten

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Fill out this field
Fill out this field
Bitte geben Sie eine gültige E-Mail-Adresse ein.
You need to agree with the terms to proceed

Autoren