Tünche für Milliarden

Diesen Text gibt es auch als Episode im Wurlitzer, dem Podcast des Sandwirts: Hier.

„Ist wo etwas faul und rieselt‘s im Gemäuer

Dann ist‘s nötig, daß man etwas tut

Und die Fäulnis wächst ganz ungeheuer.

Wenn das einer sieht, das ist nicht gut.

Da ist Tünche nötig, frische Tünche nötig!

Wenn der Saustall einfällt, ist‘s zu spät!

Gebt uns Tünche, dann sind wir erbötig

Alles so zu machen, daß es noch mal geht.”

So beginnt „Das Lied von der Tünche” aus Bert Brechts frühem Drama „Die Rundköpfe und die Spitzköpfe”. 1932 begonnen und 1936 in der Emigration fertiggestellt, zeigt es, wie Regierende in der Krise die Bevölkerung spalten und mittels Propaganda auf Sündenböcke hetzen, um die eigene Macht zu bewahren – in diesem Fall ersticken sie einen Aufstand von Landwirten gegen immer härtere Steuern. Das klappt. Es führt zu „Kollateralschäden” aber die Mächtigen bleiben. 

Die Blendung

Wie’s funktioniert, wurde an Corona wieder ebenso deutlich sichtbar, wie am medialen Schweigekomplott der Kartellmedien gegen protestierende Landwirte und den mittels Propagandacoup von „Correctiv“ getriggerten Pro-Ampel-Demonstrationen: Lärm, und Geschrei von einem „inneren Feind“ übertönten das Rieseln im Gemäuer, und Brechts Text bewies seine politische Weitsicht.

Er hatte auf nationalsozialistische und „real“-sozialistische Verhältnisse in der DDR gepasst. Als ich ihn 1981 in einem Programm im Theater Schwedt an der Oder vortrug, gab’s reichlich Applaus, und die Aufführung der satirisch böse zugespitzten „Rund- und Spitzköpfe“ 1985 im Deutschen Theater Berlin war ein Renner. Vier Jahre später war der „Arbeiter- und Bauernstaat“ am Ende. Ideologische Tünche allein konnte ihn nicht zusammenhalten. 

Aber siehe da: Als es im wirtschaftlichen und politischen Gemäuer hierzulande spätestens seit der Ära Merkel rieselte und faulte, verkaufte sich ideologische Tünche wie eh und je. 

Die Farbe mag changieren zwischen Rot, Grün, Gelb, Pink, gerne wird auch der ganze Regenbogen genommen, nur die Igitt-Farbe ist zu meiden, denn Schwarzseher, Kritiker, Spitz- und Querköpfe verwenden sie, selbst die einst auf Schwarz abonnierte CDU möchte lieber ergrünen.

Also her mit der Tünche schrankenloser Propaganda in Medien. Events, Computerspiele, Serien, Sport, Talkshows, Thriller, Tiktok, KI-Porno, Cannabis – die politisch korrekt kolorierten digitalen Scheinwelten müssen leuchten, auf dass die Realität dahinter verschwinde. 

Aber dann prallt das schöne bunte Narrativ der Willkommenskultur auf die Kriminalstatistik, die Energiewende ruiniert den Industriestandort, Sozial- und Bildungssystem werden gefleddert, die Infrastruktur ächzt auf die letzten Reparaturen hin. Brecht:

Da sind neue Risse!
Lauter Hindernisse!
Da ist‘s nötig, daß man noch mehr tut!
Wenn‘s doch endlich aufwärtsginge!
Diese fürchterlichen Sprünge
Sind nicht gut! (Gar nicht gut.)

Koste es, was es wolle?

Das „grüne Wirtschaftswunder“ wird Mao Zedongs „großem Sprung nach vorn immer ähnlicher. Ob der Absturz -zig Millionen Tote kosten wird, ist ungewiss; dass er Milliarden verschlingt – nicht nur an Geld, sondern Milliarden Lebensjahre, Abermilliarden nutzlos in bürokratischen Prozeduren und Warteschleifen vergeudete Arbeits- und Lebensstunden, ignoriert nur, wer von solchen Prozeduren profitiert.

Profitieren werden jedenfalls weiterhin die Verkäufer und Anstreicher, die Medienunternehmen und „NGO“ im Regierungsauftrag, die für Milliardenbeträge unermüdlich Risse und bröckelnden Putz übertünchen. Dietrich Eckardt hat in einer lesenswerten Artikelreihe im „Sandwirt“ kürzlich analysiert, was Die Demokratie als Fassade“ für das Wahlvolk bedeutet:

„Die heutige Form der politischen Wahl ist das Fundament für eine Gesellschaftsform, die durch den Totalitarismus der Parteienherrschaft gekennzeichnet ist. Aus ihr entsteht zwangsläufig eine Parteienoligarchie.“

Wer das Grundgesetz und die Gewaltenteilung als notwendige Voraussetzung für den Rechtsstaat verteidigen will, wer den Staat als Dienstleister, nicht als Vormund, Kommandeur und Kontrolleur des Bürgers will, muss zunächst den Leuten mit der Tünche die Pinsel aus der Hand nehmen.

Eigentlich muss er ihnen nur genau zuhören, um keine Illusionen über ihre Absichten zu haben.

Jedes Versprechen, jedes Plakat, jedes Foto und Video mit immer gleichen Gesichtern, jede Show und Ordensverleihung verdient befragt zu werden: auf ihre Ziele hin. Von jedem.

„Hier ist Tünche! Macht doch kein Geschrei!
Hier steht Tünche Tag und Nacht bereit.
Hier ist Tünche, da wird alles neu
Und dann habt ihr eure neue Zeit!“

 

Im Wurlitzer anhören:

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