VW – Oh weh!

Im Kern war niemand völlig überrascht; zu sehr hatten sich die Gerüchte um den wirtschaftlichen Niedergang von Volkswagen verdichtet: ein schwächelndes China-Geschäft, gescheiterte Elektromobilitätsprojekte, Fahrzeuge, die wie Sauerbier zu Discountpreisen angeboten werden müssen, und gleichzeitig Lieferschwierigkeiten bei den immer noch begehrten Verbrennern.

Letztlich haben nicht zuletzt die politischen Vorgaben VW, den Leuchtturm des deutschen Nachkriegswirtschaftswunders, klein gekriegt.

Aber dennoch: Als die Hiobsbotschaft kam, die Ankündigung, drei Werke zu schließen, Zehntausende Beschäftigte einzusparen und eine lineare 18-prozentige Lohnkürzung durchzusetzen, war das Entsetzen doch groß.

Die VW-Belegschaft galt doch als die fast beamtete Speerspitze der deutschen Arbeitnehmerschaft; an Kündigungen oder dergleichen war nicht im Geringsten zu denken. Alles war geprägt von dem, leider überholten, Spruch: „Vorwärts immer, rückwärts nimmer.“

Doch das Ungemach scheint nicht nur VW zu treffen – die gesamte verbliebene deutsche Automobilwirtschaft hängt in den Seilen: Der Mercedes-Gewinn ist eingebrochen, Investitionen soll es geben, sogar in die Verbrennertechnik, aber leider in China. Auch VW selbst investiert, allerdings nicht hierzulande. 

Die Tagesschau berichtete am 26.06.2024: „Volkswagen holt sich für die nächste Generation von Auto-Software Hilfe vom Tesla-Herausforderer Rivian. Europas größter Autohersteller will bis zu fünf Milliarden Dollar ausgeben und gemeinsam mit dem US-Elektroautobauer Technik für künftige Fahrzeuge entwickeln. ‚Mit der Partnerschaft soll die Softwareentwicklung der Volkswagen Group und von Rivian beschleunigt werden‘, hieß es in einer Mitteilung beider Unternehmen.“

Sollte Trumps Einladung an deutsche Konzerne, nun eben amerikanisch zu werden, Realität werden, heißt es bald „People’s Wagon“ statt Volkswagen? Einiges spricht dafür. Günstigere Investitionsbedingungen und vor allem niedrigere Energiepreise locken schon längst die DAX-Schwergewichte über den großen Teich oder gleich nach Asien. Linde lässt grüßen.

Schlechte Zeiten für die heimischen „Schraubbeamten“: Sollten die Werksschließungen Realität werden, wäre das das Aus für ganze Regionen. Denn nicht nur hochbezahlte Arbeitsplätze fallen weg. Es stellt sich auch die Frage, wer freiwillig in Wolfsburg wohnen möchte, wenn das Geld knapp wird. Und was wird aus dem lokalen Wohnungsmarkt? Fragen über Fragen.

VW ist nicht irgendein Betrieb, der halt zumacht, wie so viele zurzeit. VW ist ein Symbol, ein deutlicher Posaunenstoß der deutschen Industrieapokalypse.

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2 Kommentare. Leave new

  • „Die VW-Belegschaft galt doch als die fast beamtete Speerspitze …“

    Das liegt lange zurück. Immer mehr wurde outgesourct, es gibt zwei Kategorien VW-Werker: die mit normalem Tarifvertrag und die Zeitverträgler, oft nebeneinander, aber sehr unterschiedlich bezahlt.

    Die niedersächsischen Politiker, SPD allgemein, haben großen Einfluß auf jede Unternehmensentscheidung. Und natürlich gab es Quotenkarrieren … Eine bunte Geschichte.

    Jetzt allein der Gier der Arbeitnehmer den Schwarzen Peter zuzuschieben ist unfair.

    Antworten
  • Ralf Schmidt
    29. Oktober 2024 14:29

    Wenn die Hersteller endlich wieder Autos bauen würden, die die Kunden haben möchten, gäbe es kein Problem. Aber heute versuchen sie dir nur gummibereifte Tamagotchis anzudrehen, teilweise auch mit teilweisen Verbrennungsmotor (Hybrid ).
    Sie sollten sich auch die Herstellerleiter gegen unsinnige Poltikideen wehren (Ich weiß, das klingt nach Wunschdenken, aber sehen sich Manager nicht gern auch als Macher ?)
    BEV waren schon vor hundert Jahren Unsinn.

    MFG von einem gelernten Schrauber

    Antworten

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