Diesen Text gibt es auch als Episode im Wurlitzer, dem Podcast des Sandwirts: Hier.
Der bürgerliche Wähler hat keine Wahl. Für ihn kommt keine der Parteien in Frage, die eine Chance haben, in den Bundestag zu kommen. Die AfD hat zwar ein diskutables Programm, aber an ihrer Spitze einige unappetitliche Figuren, deren Auftreten mit dem bürgerlichen Lebensstil einfach nicht vereinbar ist. Die drei Parteien der Ampel kommen nicht in Frage, weil sie unser Land außenpolitisch blamiert, mit wokem Schwachsinn überzogen und wirtschaftlich an den Rand des Abgrunds geführt haben. Bleibt noch die Oppositionspartei CDU. Sie ist so tiefgreifend von den Grünen unterwandert, dass jetzt schon klar ist, dass die Parteiführung eine schwarz-grüne Regierung vorbereitet. Das bedeutet aber für den bürgerlichen Wähler, dass er das Einzige, was er will, nicht bekommen kann, nämlich eine Regierung ohne die Grünen. Es wird also – mit kleinen kosmetischen Änderungen – genau so weitergehen wie bisher.
Damit machen diese Wahlen das Hauptproblem unserer Politik deutlich: Wir haben keine Opposition. Natürlich kann man dieser These entgegenhalten, dass es ja die AfD gibt, die tatsächlich als einzige Partei für eine andere Politik steht. Doch warum das keine bürgerliche Option ist, kann man sich mit dem Grundbegriff der Psychoanalyse klarmachen: Verdrängung. Seit Merkel und ihrer Politik der Alternativlosigkeit ist die Opposition in Deutschland verdrängt worden. Nun können wir von Freud lernen, dass alles Verdrängte wiederkehrt – aber in entstellter, hässlicher Gestalt. Und das ist eben die AfD. Mit dem Verdrängungsmechanismus „Brandmauer“ hat sich die CDU die Möglichkeit endgültig verbaut, als glaubwürdige Opposition, als Partei einer anderen Politik aufzutreten.
Hier zeigt sich aber auch noch ein anderes Problem, das wohl viel schwerwiegender ist. Die bürgerlichen Wähler sind zu sehr auf die Schwierigkeit, nein zu sagen, fixiert: Alles, bloß nicht die Grünen! Aber die Grünen haben eben eine politische Idee: Deindustrialisierung, Massenmigration, Wokeness. Es genügt einfach nicht, dazu nur nein zu sagen. Dem Bürgertum, also den Menschen mit Leistungsbereitschaft und gesundem Menschenverstand fehlt die Gegenidee. Wir müssten anfangen, über einen modernen Konservativismus nachzudenken. Aber nicht in der CDU.
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4 Kommentare. Leave new
Wenn Philosophen über Politik nachdenken und kläglich auf die Nase fallen:
1. Den eingebildeten bürgerlichen Hochmut über die „unappetitlichen Figuren“ pflegte das deutsche Bürgertum auch schon in den 30ern des 20. Jahrhunderts; das machtpolitische Ergebnis ist bekannt
2. Man braucht keine Phantasie, um vorherzusagen, dass diese neo-feudale Verschwörer Clique sich das Grundgesetz zurechtlegen wird. Auf die Unabhängigkeit der Justiz oder das mächtige Parlament zu vertrauen, wäre haarsträubend naiv.
3. Die einzige aktuelle Machtoption ist eine ausreichend starke Opposition, die die noch vorhandenen Restmittel nutzen kann (z.B. Verhinderung einer Zweidrittel Mehrheit).
4. Eine politische Real-Opposition vulgärpsychologisch auf die Couch zu verlegen. Toller Taschenspielertrick – da will sich der feine Herr mit Politik nicht die Finger schmutzig machen.
5. Gemütlich beim guten Glas Wein über Konservatismus nachdenken, können sie, mit Verlaub, wenn nichts auf dem Spiel steht
Beste Grüße
Boris Blaha
Ja was ist das Resultat ihrer Überlegungen?
Ich war (aktiv) beim Bund freier Bürger, pro DM, LKR – alles gescheitert. Bündnis Deutschland, Werte Union, die Basis….die konservative Therapie ist verloren. Es ist vorbei…. sorry ich habe die Wahl zwischen AfD und Unsere Heimat.
( 1 ) Herr Bolz, als Medienwissenschaftler müsste Ihnen doch bewusst sein, dass bestimmte Personen in der AfD reine Medienkonstrukte sind. Sie nennen diese „unappetitlich“, ohne dies an einem einzigen Beispiel zu illustrieren. Mag sein, dass einige des AfD-Führungspersonals in ihrem „Auftreten“ nicht dem „bürgerlichen Lebensstil“ entsprechen. Wieder behaupten sie etwas, ohne es zu belegen. Und da Sie schon die Psychologie bemühen: AfD-Abgeordnete und andere AfDler, die in der Öffentlichkeit stehen, sind einem enormen psychischen Druck ausgesetzt. Sie werden ständig diffamiert und ausgegrenzt.
( 2 ) Ihnen ist sicherlich auch bekannt, dass ihre Häuser schon mal mit farbigen Parolen verschönert und ihre Autos abgefackelt werden. Was macht so etwas mit einem Menschen? Vielleicht kommt es dadurch zur Opposition in „entstellter, hässlicher Gestalt“.
Ihre Aussagen zur AfD sind , gelinde gesagt, sehr unfair und ihrer selbst nicht würdig. Im übrigen schließe ich mich Herrn Blahas Kommentar (Punkt 5!) an.